Schattenläufer 4 – Dilemma des Straßensamurai

avatar
Michael Grassl
avatar
Erdenstern

In der heutigen Folge geht es um das „Dilemma des Straßensamurai“. Leider habe ich kein geeignetes, kurzes Ask-me-anything für euch, dafür wird es mit dem Dilemma des Straßensamurai heute wird es (fast) philosophisch!

  1. Definition – wovon reden wir?
  2. Motivation – warum sollte man darüber reden?
  3. Sinnfrage – 42! Eh klar!
  4. Schuldfrage – Ich! sagt meine Frag zumindest…
  5. Probleme ingame
  6. Probleme am Spieltisch
  7. Lösungen?

2 thoughts on “Schattenläufer 4 – Dilemma des Straßensamurai

  1. Einen schönen zweiten Advent, Micha!
    Vielen Dank für die coole Folge. Habe die gerade beim Aufwachen mit meiner Freundin zusammen im Bett gehört.

    Zur Folge
    Als aller erstes: Danke, für das Ausformulieren dieses Dilemmas. Das Problem ist ja nicht nur in Shadowrun mit einem hochspezialisierten Straßensamurai beständig, sondern findet sich in direkter Vergleichbarkeit auch in jedem anderen System, in welchem Kämpfer sich spezialisieren – sei es Das Schwarze Auge mit einem Kor-Geweihten, der Soldat in RIFTs, ein Slayer in Immortal oder der Kämpfer in Pathfinder. Alle diese Charakter haben, wenn sie wirklich als One-Trick Pony gebaut sind, und „nur“ ihre eine Funktion erfüllen das Problem, dass sie in einer Kampagne, welche nicht zu 100% auf diesen einen Fokus gebaut ist, nicht immer nützlich sind. In Shadowrun ist das natürlich noch schwerwiegender, da der Bereich des „Kampfes“ wie du schon gesagt hast, durch „perfekte“ Planung und Vorarbeit minimiert werden kann. Das sorgt dafür, dass der hochspezialisierte Kämpfer – nix zu tun hat.
    Ich sehe das jedoch auch immer als Chance. Der Spieler des hochspezialisierten Kämpfers sollte sich die Frage stellen: Ist in der Kampagne, dieser hochspezialisierte Kämpfer sinnvoll? Werde ich Spaß in der Situation haben, wenn ich immer nur auf der Wartebank sitze, wenn ich annehme, dass unsere Planer alles perfekt planen? Warum sollte der Johnson mich dann überhaupt engagieren, wenn sich das Team den Ruf erarbeitet hat, ohne einen Schuss eine Sache zu klären?
    Es ist eine Meta-Entscheidung des Spielers, des Spielleiters und in Konsequenz der ganzen Gruppe. Geht die ganze Gruppe davon aus, keinen Kämpfer zu brauchen? Warum trägt dann jeder eine Waffe dabei, warum ist die Drohen bewaffnet, warum hat der Magier Kampfzauber? Das Risiko der Spielwelt muss sich in der Realität der Runner wiederfinden – und ich denke jeder ist sich klar darüber, dass eine Waffe in Shadowrun einfach dazugehört – eben weil es eine gefährliche Welt ist.
    Und allein aus diesem Meta-Aspekt macht der Straßensamurai natürlich als Backup immer Sinn. Doch wie verpassen wir jetzt dem Spieler am Spieltisch seinen Spaß?
    Das ist etwas, was die Gruppe im ganzen und der Krieger Spieler im Besonderen entscheiden muss. Will der Krieger / Samurai Spieler sich wirklich komplett auf die zweidimensionale Rolle des Haudraufs ohne weitere Eigenschaften reduzieren, dann wird es schwer, diese Figur in einem Run jenseits des Verprügelns eines Schreckhahns oder dem Aufmischen von Gangern zu verwenden. Doch genau das ist es doch, was wir im Rollenspiel bekämpfen wollen! Wir wollen Charaktere, die plastisch sind. Charaktere, die nicht nur das lebendige One-Trick Pony sind. Denn niemand ist wirklich das One-Trick Pony. Jeder Charakter sollte eine Hintergrundgeschichte, Erfahrungen, besondere Kenntnisse, Interessen und Vorlieben haben, welche ihm auch in einer planungslastigen Runde Interaktionspotential geben kann.
    Der raubeinige Straßensamurai ist wahrscheinlich gut in Form. Könnte also die Funktion des Überwindens athletischer Herausforderungen erfüllen. Weiterhin wird er durch sein Wissen über Kampf / Tod / Vernichtung eventuell auch Pläne analysieren können, Verteidigungen erkennen und Schwachstellen in Patroullienplänen, Zeitfenstern oder gar Bewaffnungen erkennen können, was ihn auch in dem Bereich der Planung sinnvoll macht. Im eigentlichen Einsatz kann selbst der zweidimensionalste Straßensamurai noch Rollen wie Ablenkung, Täuschung oder Überwachung übernehmen – ganz wie du es mit dem Scharfschützen kurz angerissen hast.
    Wichtig ist einfach, dass der Spieler des Straßensamurais / Kriegers sich jenseits der Rolle des reinen „Ich würfel Dinge tot“ sieht, und diese Funktion dann auch in die Runde einbringt.
    Du hattest auch geschrieben, dass es verschiedene Stile des Spielleitens gibt, wie man einen Kampf forcieren kann. Ich bin da stark bei dir, dass eine gute Planung und eine umfassende Analyse der möglichen Situationen durchaus damit belohnt werden kann, dass der Plan reibungslos abläuft. Was ich nur wichtig finde, ist die Lebendigkeit der Spielwelt. Bin ich als SL der Meinung, dass gerade Action im Spiel fehlt, muss ich nicht zwangsläufig die Pläne der Spieler sabotieren um für mich oder das Spiel einen Kampf zu bekommen. Es kann dann helfen, die Umgebung ins Spiel zu bringen. Vielleicht wird gerade das Motel, in welchem die Runner zum Planen Unterschlupf gesucht haben, von einer Go-Gang terrorisiert, welche Schutzgeld vom Eigentümer erpressen wollen, es kann zu einem Verkehrsunfall kommen, in dessen Verlauf dann eine Verfolgungsjagd mit den Cops / mit einer Gang / mit einer dritten Partei entbrennt, ein wilder Critter ist ausgebrochen und kreuzt die Wege der Charaktere und so weiter. Auf diese Weise kann man, wenn es dem Spielfluss förderlich ist, kampflastige Action einbringen, ohne mit den Plänen der Runner direkt zu kreuzen.
    In jedem Fall erachte ich es, wie du scheinbar auch, als No-Go einen Kampf nur um des Kampfes willen „weil es ja zu Komplikationen kommen muss“ einzufügen. Wenn die Planung der Spieler perfekt ist, dann sollte man den Erfolg auch mal gönnen. Aber seien wir ehrlich – seltenst denken die Spieler ans wirklich „alles“, aber wie du schon sagtest – wenn ich als Spielleiter eine potentielle Herausforderung nicht beschreibe und nicht erkennbar darstelle, wirkt sie viel zu schnell wie Spielleiterwillkür. Ich kann mir auf meinem Zettel aufschreiben „Der Wachmann im zweiten Stock ist ein Initiat 7. Grades, eigentlich ein kleiner Drache und Gestaltgewandelt in den Wachmann, der sich furchtbar gut maskiert und nicht erkennbar ist“ – klar. Geht. Aber man muss sich dann im Gegenzug immer noch fragen: Was ist die Konsequenz der Spielwelt? Warum ist diese Figur dort, warum macht sie, was sie macht, und warum sollte dieses furchtbar unerkennbar mächtige Wesen genau da sein? Denn man muss dann damit arbeiten können, dass die Spieler, nachdem sie diese Begegnung durchlitten haben, genau diese Fragen stellen, und fordern zu recht dann eine logische, in der Spielwelt fundierte, Erklärung. Und wenn diese Erklärung fehlt … wird die Kampagne leicht unglaubwürdig, und das von dir zitierte „Komplikationen um der Komplikationen willen“ taucht auf.
    Wie gesagt: Ich finde es super, dass du dieses Thema in den Podcast gebracht hast. Es ist eine wichtige Frage, über welche sich jeder Spieler, jeder Spielleiter und jede Spielgruppe gemeinsam Gedanken machen muss. Und – was man auch bedenken muss – diese Frage, die du mit dem Straßensamurai aufgeworfen hast, könnte man genausogut für jeden anderen One-Trick-Pony Charakter aufwerfen. Aber beim Straßensamurai ist das natürlich am deutlichsten.

    Zum Podcast
    Meiner Freundin ist aufgefallen, dass du die Erdenstern Musik im Podcast hast, und sie hat das gefeiert. Sie meinte dann, dass es ja auch cool wäre, wenn du unter deiner Stimme immer noch leicht im Hintergrund Musik hättest, die man dann zu den Themenschnitten lauter drehen könnte, anstelle da immer denselben Jingle zu nutzen.

    Zum „Most Memorable Moment“
    Most Memorable Moments … puh … schwer. Ich leite das Spiel schon seit Ewigkeiten, aber die meisten Memorable Moments passieren ja eher, wenn man selber spielt *lach*. Ich denke eine der mir immer am Besten in Erinnerung bleibenden Szenen ist einer meiner früheren Charaktere. Er hieß Hitcher, war ein Rigger. Er hatte einen kleinen Spleen. Er liebte Himbeertoast. Dafür besaß er einen mit DNI versehenen Handgelenktoaster sowie eine umgebaute ARES Squirt™ welche im HM Modus immer wechselsseitig Butter und Himbeermarmelade verfeuerte. Er besaß sogar eine eigene Aktionsfertigkeit um „mit einer Squirt den aus dem Handgelenktoaster in die Luft schnellenden Toast mit Butter und Marmelade zu treffen“. War ein herrlicher Spleen. Leider war das der Charakter von mir, mit dem größten Würfelpech. Immer, wenn ich ein Fahrzeug fuhr, was als Rigger ja doch ab und an passierte, patzte ich kritisch und versenkte / schrottete / zerlegte das Fahrzeug 😉
    Gute Erinnerungen.

    Soweit, so gut.
    Dir dann noch einen schönen zweiten Advent von Gina und Chris

  2. Hallöchen, ledier komme ich ja erst jetzt dazu alle Folgen hintereinander weg zu hören (was ein Glück- dieses „Urlaub“) und ich muss sagen, die Themen sind super spannend und von dir gut erklärt und ich mag auch zwischendurch die kleinen Ausflüge. Dass deine Stimme sehr angenehm zu hören ist, trägt sicher auch dazu bei.
    Du sprachst am Anfang bei dem Ask-me-Anything dass du eine Folge für die Matrix- bespielung/Gestaltung machen möchtest, das fände ich absolut klasse, denn auch nach mehreren Regelwerken und Romanen, die das Thema sozusagen als Haupthema haben, ist die Beschreibung der Matrix (gerade für mich als Noob-SL) immer in bisschen ein rotes Tuch. Irgendwie möchte man es besonders toll machen, weil es ja eine spannende und aufregende Sache ist, aber irgendwo sind dann doch wieder ganz schnell Grenzen. Wenn man da noch ein wenig Hilfe bekommt, wie man das ganze aufbauen und beschreiben kann, wäre das echt toll. (ich freu mich auch schon auf die Folge mit dem Abenteuer schreiben…das ist für mich auch definitiv „heiße Ware“, aber ich höre alles der Reihe nach und übe mich in Geduld ^^)

    Auch wenn ich hinterherhinke, bald werde ich up to date sein, hoffe ich, dass du diesen Kommentar noch liest.
    Ich find klasse was du machst und wie viel Zeit du in der Erstellung des Podcasts reinsteckst (ja ich höre gerade, wie lange du für alles brauchst mit aufnehmen, editieren etc.) deshalb Hut ab. Einen „Soykaf“ bekommst du natürlich auch noch von mir spendiert 😉

    Leider habe ich bis dato noch nicht genügend SR gespielt (oder geleitet) um einen bemerkenswerten Augenblick oder eine Anekdote zum besten zu geben, aber sollte ich mal einen haben, teile ich ihn gern mit.

    Ich würde dir ja frohe Weihnachten wünschen, aber dafür ist es entweder zu spät oder zu früh , je nachdem von welchem Standpunkt man es betrachtet, deshalb ein schönes Maifest.
    In Ausblick auf den Herbst ’22 vlt trifft man sich ja auf der Spiel in Essen, wenn du da zugegen bist.

    Alles Gute,
    Madelein/Alantya

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner